Der Tennengauer Kunstkreis zeigt in seiner diesjährigen Sommerausstellung im kunstraum pro arte, die in Kooperation mit der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg stattfindet, neue Großzeichnungen von Christoph Schäfer, der an der Sommerakademie unterrichtet.
Ein zentrales Thema in seinem Oeuvre ist die Stadt; seine pointierte und eindringliche
Auseinandersetzung reicht von deren Entstehung, z. B. der Stadt Ur in Babylonien vor 6.000 Jahren, bis zu ganz aktuellen Entwicklungen.
Christoph Schäfer schafft es in seinen Zeichnungen, einen weiten Bogen zu spannen,
vom Anfang der Menschheit bzw. der Stadt bis hin zu zeitgenössischen urbanistischen
Analysen und der Kritik an der Gentrifizierungspolitik heutiger Imagecitys. Sein spezifischer Duktus ermöglicht es ihm, Geschichten und Theorien so darzustellen, dass sich für die BetrachterInnen völlig neue Sichtweisen auf historische Entwicklungen und aktuelle Verfasstheiten von Stadt ergeben.
In seinem 2010 erschienenen Buch Die Stadt ist unsere Fabrik, welches in 150
Aquarellstiftzeichnungen eine ungewöhnliche Geschichte der Stadt aus dem Urschlamm
der Geschichte bis in die Recht auf Stadt-Bewegung im Hamburg des Jahres 2010
erzählt, schreibt er: ”Der Prozess der Verstädterung beginnt in dem Moment, als
menschliche Gruppen Dinge sortieren und anhäufen. Denn Stadt bedeutet nicht nur aichte– sondern die Verdichtung der Unterschiedlichkeit. – […] Größere Haufen verwandeln sich in Berge, Uchisar in Kappadokien, ein seit 6.500 Jahren bewohnter, ausgehöhlter Berg, Ausgrabungen Ur – urbar machen, Urbanität, Urgeschichte, Ursprung, Sprung, Haarwesen, Assur: fünf Hausmodelle aus Ton geformt.“ (S. 291)
Bereits die Arbeit im Park Fiction Kollektiv in St. Pauli war von stadttheoretischen
Überlegungen geprägt, ebenso wie seine Filminstallationen Revolution Non
Stop und Hoang’s Bistro. Schäfers Arbeiten sind auf Ausstellungen wie der documenta 11 gezeigt worden. Der begnadete Theorie-Entertainer hält Lehrveranstaltungen und Vorträge an so unterschiedlichen Orten wie dem besetzten Hamburger Gängeviertel oder dem MIT in Boston.
Seine konzeptuellen Installationen basieren auf genauen Beobachtungen des städtischen Alltags. Urbanismus, Jugendkultur, Gärten, Themenparks, Mode, grauer Markt und Revolte
sind Themen des in Hamburg lebenden Künstlers, der die Tools zur Decodierung der Stadt auf Reisen und experimentellen Workshops in Delhi, Dakar, Bangalore oder Ulyanovsk weiterentwickelt
Der Titel der Ausstellung „Das Trauerspiel von Ur“ bezieht sich auf historisch überlieferte
Klagelieder, in denen die Babylonier den Untergang einiger ihrer Städte betrauern.
Dauer der Ausstellung: 20.07.2012 – 11.08.2012
Eröffnung am Donnerstag, 19. Juli 2012 um 20.00 Uhr
Zur Ausstellung spricht Jo Ractliffe
Öffnungszeiten: Di – Fr: 16 –19 Uhr, Sa: 10 – 13 Uhr
Ausstellung in Kooperation mit der Int. Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg
Info auch: www.summeracademy.at