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Mich Flannery

Diese Veranstaltung ist schon vorbei

Wann:

  • Do 30. Okt ’14, 20:00

Wo:

WUK, Währinger Str. 59, 09. Alsergrund Landkarte anzeigen

Altersbeschränkung:

Alle Altersklassen

Songs, so gut, als wären sie in Stein eingemeißelt. Der irische Sänger, Gitarrist und Songwriter Mick Flannery hätte guten Grund mit solch einem Bonmot hausieren zu gehen, zumal der 29-jährige Ire von Haus aus tatsächlich Steinmetz ist. Der handwerklich derart beschlagene Musiker ist jedoch eher bescheiden und hängt nur ungern irgendetwas an die große Glocke. Nichtsdestotrotz dürfte es ihn angenehm berührt haben, als er in diesem Frühjahr mit „Red To Blue“, seinem nunmehr dritten Album, die Pop-Queen Madonna von ihrem Chart-Thron verdrängte und die Spitze der irischen Charts im Handstreich eroberte. Das hat dem in seiner Heimat populären Songschmied, der seine Kompositionen in der Tradition klassischer Ikonen der Songkunst wie Bob Dylan und Leonard Cohen, Tom Waits und Neil Young anzusiedeln weiß, viele stolze Schlagzeilen eingebracht. Nun ist der richtige Zeitpunkt gekommen, Irlands neue Wunderwaffe gehobener Songkunst auch in anderen Ländern zu stationieren – auch wenn man in Kauf nehmen muss, dass bei seinen poetisch-melancholischen Liedern viel Herzblut fließen wird.
Mick Flannery ist ein ehrlicher Typ, der aus einem vollbärtigen Gesicht mit klugen Rehaugen neugierig in die Welt hinaus schaut. Der Sohn einer Musikerfamilie aus der Grafschaft Cork, dessen Schwester ein Mathematikgenie ist und eigentlich als der Durchstarter der Flannerys gilt, hat sich früh neben den ihm aufgetragenen Pianostunden der Gitarre seiner Mutter zugewandt und sie als Linkshänder falsch herum gespielt. Diese eher seltene Spielmethode (Wallis Bird pflegt sie auch) hat er bis heute beibehalten. Sein Musikwissen verdankt er seiner Mutter, seiner Tante und deren Brüdern, die Flannery junior unter ihre Fittiche nahmen. Eine Musikerkarriere plante der eher zurückhaltende Mick Flannery, der als Teenager wie so viele über alle Maßen von Kurt Cobain fasziniert war, jedoch nicht. Sein Bedürfnis nach Rückzug, Selbstversenkung und kreativem Ausdruck befriedigte er viele Jahre vornehmlich als gelernter Steinmetz. Selbst dann noch, als im Jahr 2007 sein Debütalbum „Evening Train“ erschien, ein Konzeptalbum über zwei Brüder, mit dem er sich spürbar auf die Spuren von Albumklassikern wie Closing Time, Nebraska und Blood On The Tracks begibt, wie er selbst anmerkt. Zu diesem Zeitpunkt hat Mick Flannery, ein ausgemachter Freund US-amerikanischer Kultur, seine ersten Trips in die Staaten bereits hinter sich und hatte dabei in Nashville, Tennessee zwei Preise in einem Songwriterwettbewerb eingeheimst, wobei Tom Waits in der Jury saß, was die Wertschätzung umso bedeutsamer gemacht haben dürfte.
Die Songs von Mick Flannery klingen erstaunlich reif und tief melodisch. A poet in full effect. Die Songtexte sprechen für ein großes Einfühlungsvermögen, denn natürlich sind all die beißenden Zeilen über Einsamkeit und Liebesentzug, Kummer und Eifersucht nicht zwingend autobiographisch. Mick Flannery ist aber nicht nur ein guter Beobachter, sondern bei aller Zurückgenommenheit auch ein äußerst humorvoller Entertainer. Seine lakonischen Ansagen und Kommentare sorgen bei den Konzerten mancherorts ebenso für Verzückung wie seine emotional aufwühlenden Songs. Der Musiker, der auch leidenschaftlich gerne Poker spielt, verfügt dabei über eine soulbenetzte Folkstimme, die im sonoren Timbre eher an Otis Redding als an Tom Waits erinnert. „Gone Forever“, die erste Single des Albums, verströmt das rauchige Americana-Aroma eines John Fogerty , und eröffnet das zwölf Songs umfassende Wunderwerk „Red To Blue“. Die melodische Kraft der Songs verblüfft und berührt ein ums andere Mal. Hier ist ein beseelter Songschmied am Werk, der wie Bon Iver in den USA aus der europäischen Konkurrenz hervorsticht. Mit feinem Gespür zieht Flannery auch die Fäden seiner Reverenzen. Durch den Titelsong „Red To Blue“ etwa pulsiert das poetische Blut eines Bob Dylan, wobei sich Flannery dessen lyrische Rätselhaftigkeit erspart und sich lieber auf jene Klarheit beschränkt, die Songs von „Corinna Corinna“, „Knockin' On Heaven's Door“ und „(Like A) Hurricane“ tief in unser kollektives Bewusstsein verankert haben. Ohnehin gehören eher Klartext sprechende Schriftsteller wie Charles Bukowski und John Steinbeck zu seinen Leib- und Magenautoren.
Wenn man sich das Album „Red To Blue“ als Haus vorstellen würde, kämen so gefühlstrunkene Songs wie „Heartless Man“, „Down The Road“ und „Only Getting On“ natürlich aus den Schlafgemächern. Mit solch daunenweicher Melodik kann man fürwahr den gewünschten Partner rechtschaffen verführen. „Ships In The Night“ wiederum verbreitet jene maritime Melancholie, mit der Tom Waits zu seinen besten Zeiten selbst Shanties in wahre Gold-Nuggets verwandeln konnte. Schiffswiegen und Walzerrhythmus, unterstützt von Musikern eines Streichquartetts, die hier wie an anderen pointierten Stellen für reiche Verzierungen sorgen, ohne prätentiös zu wirken. Das von Flannerys Band ausgewogen begleitete Album hält stets den Fokus auf seinem Protagonisten, der ganz spartanisch wirken kann wie in „Keeping Score“, aber auch zu großen Kraftakten wie „Get That Gold“ in der Lage ist, die nicht mehr weit entfernt sind von dem modernen Blues-Rock eines Jack White. Das finale „Boston“ klingt schließlich wie eine erdenschwere Antwort auf Randy Newmans Pianoklassiker „Baltimore“. Mick Flannery ist mit seinen zum Steinerweichen schönen Songs jedenfalls ein ganz Großer. Wenn im Herbst in Deutschland „Red To Blue“ erscheint und wir Mick Flannery erstmals auf hiesigen Bühnen begrüßen dürfen, sollte diesem hochbegabten singenden Steinmetz auch hierzulande der schnelle Durchbruch gelingen. Klopf auf Holz!

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