Der Schweizer Thomas Hürlimann zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen Schriftstellern der Gegenwart. Seine Romane, Theaterstücke und Erzählungen wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. In Wien hält er im Rahmen der "Wiener Poetikdozentur Literatur & Religion" im Mai vier Vorträge unter dem Titel "Feuerschlag des Himmels – Das Kreuz in der modernen Literatur".

Hürlimann sprach bereits im vergangenen Jahr im Rahmen der "Poetikdozentur" zum Thema "Der Club der Atheisten. Erfahrungen eines Klosterschülers". Als Klosterschüler kannte Hürlimann die Vertikale, die Verbindung von Himmel und Erde, auch wenn er sie in jener Zeit bewusst für sich zu durchtrennen versuchte. Die biographischen Risse im Verhältnis zur Religion nimmt Hürlimann auch gesellschaftlich wahr. So werde der Skandal des Kreuzes heute weithin verharmlost. Aufgabe der Literatur sei es in dieser Situation, so Hürlimann, "das Schwindende festzuhalten, das Verschwundene zu bewahren. Sie weiß: Dies ist unser Zeichen, mit dem wir stehen oder fallen. In großartigen Texten können wir jenem Christus begegnen, den auch seine Religion verlassen hat."