Allein schon die Rahmenerzählung, in der berichtet wird, wie Scheherazade, die Tochter des Wesirs des Königs, jede Nacht um ihr Leben erzählt, ist erschütternd und komisch zugleich, spannend und in ihrem Vertrauen an die heilende Wirkung von Dichtung ewig gültig. Scheherazade ist die Heilige aller Erzähler. Sie muss die Dramaturgie ihrer Geschichten sehr genau berechnen, so dass ihr Höhepunkt eben punktgenau mit dem Sonnenaufgang zusammenfällt. Nur eine Nacht will der König nämlich mit ihr verbringen, dann soll sie wie alle ihre Vorgängerinnen getötet werden. Aber der König will wissen, wie die Geschichten ausgehen, und Nacht für Nacht gewährt er ihr die Gnade, noch einen Tag leben zu dürfen. Und Nacht für Nacht beginnt Scheherazade eine neue Geschichte. So führt sie den König – und uns! – in den Zauber der orientalischen Erzählkultur. Wir erfahren von Sindbad, dem Seefahrer, von Ali Baba und den vierzig Räubern, von dem Kalifen Harunar-Raschid, es sind historische Erzählungen, deftige Liebesgeschichten, Burlesken, Legenden, Komödien und Tragödien. Ähnlich wie die Geschichten aus der griechischen Mythologie und die biblischen Geschichten, die Märchen und die nordischen Sagen bereichern die morgenländischen Erzählungen aus 1001 Nacht die europäische Kultur bis heute.