Granteln, sudern, Leut’ ausrichten – das kann wohl niemand so gut wie wir Wiener. Man hat in der österreichischen Hauptstadt eben schon eine gewisse Übung in diesen Dingen, wie Stefan Frankes Buch „Ein bisserl schimpfen, ein bisserl räsonieren“ (Carl Ueberreuter Verlag) zeigt, denn schon vor mehr als hundert Jahren echauffierte man sich in Wien gerne über diverse Missstände und Ärgernisse.
Das Buch – eine Sammlung von Leser- bzw. Beschwerdebriefen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in der Wochenzeitung „Wiener Hausfrau“ veröffentlicht wurden – lässt das Wiener Bürgertum von damals über Alltägliches Dampf ablassen: Hunde, die im Restaurant über den Tisch laufen, wild knutschende Liebespärchen in der Elektrischen, lästige Sitznachbarn im Theater etc.
Diese und ähnliche Ärgernisse gaben in den Jahren 1909 bis 1915 Anlass, sich in den damals üblichen blumigen Worten an die Zeitung zu wenden, denn „am Ende nutzt es doch etwas, wenn recht viele über eine und dieselbe Sache schimpfen“, wie eine anonyme Schreiberin eines solchen Leserbriefes meint.
Speziell für die Lesung in der Bücherei im Bildungszentrum Simmering präsentiert Stefan Franke auch ein paar historische Zeitungsberichte über den 11. Bezirk.